Zu neuen Ufern: ebw bietet berufliche Fortbildung!

EIN INTERVIEW MIT BERND HEINZE, ehemaliger LEITER DES EBW LANDSHUT


 

Das Evangelische Bildungswerk Landshut, kurz ebw, wendet sich mit einem kostenlosen Fortbildungsseminar an beruflich engagierte Frauen und Männer, die unter dem Begriff „Agile Methoden for Female Innovators” innovative und moderne Ideen und Veränderungen in kleinen und mittleren Unternehmen erarbeiten, diskutieren und umsetzen möchten.

 

Damit beschreitet dass ebw neue Wege, denn berufliche Fortbildung hat die Institution bisher nur sehr wenig angeboten.

Grund genug, mit dem Geschäftsführer und pädagogischen Leiter der Institution, Bernd Heinze, ein Gespräch zu führen, um mehr über diese Ambitionen und das Seminar zu erfahren.

 

  • Herr Heinze, warum führt das Evangelische Bildungswerk als eine kirchliche Erwachsenenbildungseinrichtung jetzt auch berufliche Fortbildung Seminare und Kurse durch?

Das Evangelische Bildungswerk hat sich in dem vergangenen Jahrzehnt zu einer sehr vielseitigen und großen Institution entwickelt. Schon seit ca. zehn Jahren arbeiten wir eng mit den beiden Jobcentern in Stadt und Landkreis zusammen, um Langzeitarbeitslosen wieder eine berufliche Perspektive aufzuzeigen. Insoweit sind wir schon seit dieser Zeit im beruflichen Fortbildungssektor aktiv. Auch unsere Sprachenschule „Dila - Deutsch in Landshut“ bietet mit verschiedenen Deutschkursen einen Teil der beruflichen Fortbildung an. Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung und Globalisierung, gelingt es uns auch mit kompetenten Partnern in ganz Deutschland und Europa zusammenzuarbeiten. So ist der Schritt in diese neue Form der beruflichen Fortbildung kein sehr schwieriger.

  • Was versteht man denn unter Agilität?

Durch hohen Wettbewerbsdruck, Digitalisierung und den sich schnell ändernden Kundenanforderungen sind Innovationen eine wichtige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Er-folg. Entwicklungs- und Lebenszyklen neuer Produkte werden immer kürzer. Entscheiden-der Erfolgsfaktor agiler Unternehmen ist die hohe Flexibilität hinsichtlich der Anpassungen von Produkten, Prozessen und Mitarbeitern. Agile Unternehmen sind in einem höheren Maße vernetzt. Mitarbeiter organisieren sich in verstärktem Maße selbst. Das erfordert eine veränderte Unternehmenskultur - eine Unternehmenskultur, die sehr viel mehr auf Vertrauen basiert. Auf Vertrauen der Führungskräfte zu ihren Mitarbeitern und der Mitarbeiter untereinander. 

  • Und was sind dann agile Methoden?

Aufgrund der Kürze der Entwicklungszyklen können Produktentwicklungsprozesse regel-mäßig nicht mehr durchgeplant werden. Veränderungen in der Zeitplanung, aber auch in der Aufgabenstellung werden zunehmend eher die Regel, denn die Ausnahme. Eingehen-de Marktstudien und durchgeplante Produktentwicklungsprozesse werden durch die frühe Bewertung von Hypothesen und Prototypen durch Kunden ersetzt. Entwicklungsprozesse laufen in Schleifen ab. Produkte und Prozesse werden ganzheitlich entwickelt. Agile Me-thoden sind Konzepte zur strukturierten Lösung solcher Aufgabenstellungen.

  • Und warum gerade ein Seminar für „Female Innovators“? 

Der „Female Founders Monitor 2020“ hat gezeigt, dass Frauen einerseits vorsichtiger und risikobewusster als Männer an Neuentwicklungen herangehen und sich eher auf eine nachhaltige Entwicklung in kleineren Schritten konzentrieren. Aber auch, dass Frauen sehr viel mehr Wert auf soziale Beziehungen innerhalb von Entwicklerteams achten. Sie sind damit die natürlichen Protagonisten agiler Methoden. Das war der Impuls, der uns dazu bewegt hat, dieses Seminar zu entwickeln. Und: Antidiskriminierung ist uns ganz wichtig. Selbstverständlich steht die Teilnahme deshalb auch Männern frei! 

  • Und was bedeutet das konkret?

Viele Studien zeigen, dass es für Mitarbeiter mehr denn je von Bedeutung ist, einer SINN-vollen Arbeit nachzugehen. Sie wollen erfolgreich sein. Sie wollen gestalten dürfen. Sie wollen Aufgaben selbstständig durchführen und dafür genug Zeit haben. Ein wesentliches Merkmal agiler Unternehmen ist deshalb der hohe Grad an Selbstorganisation. Agile Strukturen machen Arbeitsplätze deshalb für Berufseinsteiger wie für erfahrene Fachkräfte in der zweiten Hälfte ihres Berufslebens höchst interessant.

  • Warum bleiben Sie nicht bei der deutschen Sprache? Warum wenden Sie sich an „Female Innovators“ und nicht an Frauen, die Innovationen verwirklichen?

Die englische Sprache ist sehr stark in der beruflichen Arbeitswelt von Führungskräften eingebunden. Natürlich, das gebe ich zu, können wir in vielen Bereichen dieses „Verenglischen“ unterlassen. Es gibt immer einen deutschen Begriff, der verwendet werden kann. Dennoch benutze ich weiterhin das Wort Laptop und sage nicht Klapprechner. Die Teilnehmerinnen, an die wir uns mit unserem Seminar wenden, verstehen den Begriff „Female Innovators“.

  • Können Sie uns mehr zum Seminar verraten?

Im Kern geht es in diesem Seminar um drei zentrale agile Methoden. Es geht um kundenzentrierte und interaktive Methoden für die Lösung von komplexen Problemen und die Entwicklung neuer Ideen. Das Ziel ist es, nicht ein finales marktfähiges Produkt zu entwickeln, sondern durch schrittweise und interaktive Entwicklung zu lernen. Die Zyklen sollten so reduziert wie möglich gehalten werden, damit anhand von Kundenfeedback schnell und kostengünstig Änderungen vorgenommen werden können. Und letztendlich entwickeln wir ein Rahmenwerk für die Zusammenarbeit von Teams, basierend auf einer Definition von Rollen, Meetings und Werkzeugen. So schaffen wir es, einem Team Struktur und einen klar definierten Arbeitsprozess basierend auf agilen Prinzipien zu geben. Unser Seminar umfasst 56 Unterrichtseinheiten. Es findet freitagnachmittags und samstags statt. Aufgrund der behördlichen Auflagen beginnen wir online. Das Projekt ist kostenlos für die Teilnehmenden, Voraussetzung ist es, dass es sich um Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen handelt, die aktiv im Beruf stehen.

Finanziert werden die Seminartage vom Europäischen Sozialfonds.

Wer Interesse hat, kann sich beim Evang. Bildungswerk Landshut, Tel. 0871 62030 über die Teilnahme informieren.